102
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Betvegung der Weltkörper. Sternen systeme mit einem Fix-
stern als scheinbar ruhendem Mittelpunkt wie das Sonnensystem gibt
es im Weltenranme unendlich viele. Zwar sind mit bloßem Auge uur
wenig mehr als 3090 Sterne sichtbar, mit Hilfe des Fernrohrs aber
viele hundert Millionen. Alle Sterne sind in Bewegung. Die
Geschwindigkeit, mit der sich die Sonne nebst ihren sämtlichen
Planeten durch den Weltenraum bewegt, wird auf 30—50 km in der
Sekunde geschätzt. An der Bewegung dunkler Sonnenflecken hat mau
ferner erkannt, daß sich die Sonne von W nach 0 um sich selbst dreht.
Eine Umdrehung dauert 2hlu Tage.
Entstehung der Sternensysteme Die zu einem Fixstern gehörenden Sterue
haben mit diesem, die Erde also mit der Sonne, eine gemeinsame Entstehung.
Zuerst sprach diesen Gedanken der Philosoph Kant ans. Aber erst der Franzose
La place begründete ihn mathematisch. Er ging von der übereinstimmenden Rich-
tung von W nach 0 in den Bewegungen aller zum Sonnensystem gehörenden
Planeten aus und kam zu der Vorstellung, daß die Sonne ursprünglich den zentralen
Kern eines riesigen Nebelflecks von hoher Temperatur gebildet habe. Die Nef>el=
masse drehte sich von W nach 0. Indem sie Wärme ausstrahlte, kühlte sie sich ab.
Infolgedessen verdichtete sie sich, und dies hatte eine Zunahme der Umdrehnngs-
geschwindigkeit zur Folge. Am Äquator wurde die Flieh- oder Zentrifugal-
kraft schließlich so groß, daß sich Teile der Nebelmasse absonderten. Sie bildeten
uin den dichten Kern Ringe, ähnlich wie sie noch der Saturn zeigt. Diese hatten
aber zu wenig innern Zusammenhang, die Ringe brachen, und ihre Nebelmasse
formte sich zu Kugeln, den Urformen der Planeten. Sobald diese selbständige
Körper geworden waren, konnte sich an ihnen der Vorgang wiederholen, der dann
zur Bildung von Monden führte. Der Amerikaner Moulton hat in neuester
Zeit die Untersuchungen von Laplaee wieder aufgenommen und erklärt die Abtrennung
der Planeten besser, indem er für die ursprüngliche Nebelmasse eine spiralförmige
Gestalt annimmt, bei der die Absonderung einzelner Teile leichter erfolgen kann.
Auf die nämliche Weise wie Sonne und Planeten sollen sämtliche Fixsterne
entstanden sein. Dieselben befinden sich aber nicht mehr auf der nämlichen Ent>
wicklungsstufe. Sie lassen sich in drei Klassen einteilen. Zur ersten gehören
die Sterne mit sehr weißem Licht; sie befinden sich im höchsten Glühzustande. Zu
einer zweiten Grnppe gehören Sterne, die, wie unsere Sonne, schon eine niedrigere
Temperatur besitzen. Bei einer dritten ist die Hitze schon so gesunken, daß die Stoffe
chemische Verbindungen eingehen können; sie zeigen rotes Licht. Bei zunehmender
Erkaltung bedeckt sich die Oberfläche mit Schlacken, und es bildet sich, wie bei der
Erde, eine feste Krnste, während sich im Innern die Gluthitze noch lange erhalten kann.
2. Die Gestalt der Gröe.
§ 53. Eigenart der Erdgestalt. Gemäß ihrer Entstehung muß die Erde
eine kugelförmige Gestalt haben. Jeder sich schnell drehende Körper
muß sich aber, wenn er nicht völlig starr ist, infolge der Wirkung der
Fliehkraft in der Mitte ausbauscheu. Auch die Erde muß eine
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Die Erde als Himmelskörper.
103
Ausbauschuug am Äquator und demgemäß eine Abplattung an den Polen
zeigen. Sie kann also nur ein kugelähnlicher Körper, ein Sphäroid
(v. gr. sphaira — Kugel) sein. Durch Untersuchungen wurde ferner nach-
gewiesen, daß die Erde auch kein Sphäroid bilde, sondern daß sich ihre
Oberfläche aus ineinander übergehenden, verschieden stark gekrümmten
Flächen zusammensetzt. Mau wählte für einen solchen allseitig verschieden
gekrümmten Körper den Namen Geoid. (Abb. 18.) Die verschiedene
Krümmung betrachtet man als das Ergebnis ungleicher Anziehung durch
2. Die Dichte oder Schwere, 6te Wärme und der
Magnetismus Her Gröe.
Spezifisches Gewicht. Die Erdmasse besitzt ein hohes spezifisches
Gewicht von 5,6, ist also 51i2 mal so schwer als Wasser. Da die
meisten Gesteine der oberen Erdschichten ein viel geringeres spezifisches
Gewicht, von 2,5—3 haben, muß das Erdinnere vorwiegend aus schweren
metallischen Stoffen bestehen.
Erdwärme. Die Wärme der Erde wird nur an der Oberfläche
durch die Wärmewirkung der Sonne beeinflußt. In einer bestimmten
Tiefe, etwa von 15—20 m, in der heißen Zone schon in einer geringeren,
bleibt die Temperatur immer gleich. Weiter nach der Tiefe steigt dann
die Erdwärme, und zwar nimmt sie auf je 100 m um 3° C zu. In
einer Tiefe von 100 km muß also eine Hitze von 3000° herrschen.
Selbst die schwerflüssigen Stoffe der Erde schmelzen schon bei niedrigem
Hitzegraden (Silber bei 1000, Gold bei 1097, Nickel und Stabeisen bei
1600, die meisten Gesteine bis 2000, Lava bei 2000° C). Durch den
gewaltigen Druck, unter welchem sich die Erdmassen befinden, wird aber der
Übergang aus dem festen in den flüssigen Znstand verlangsamt. Dennoch
darf man wohl annehmen, daß die Erdhitze ausreicht, alle Stoffe zuuächst
in einen glühendflüffigen, dann in einen gasförmigen Zustand zu versetzen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Die Gesteinshülle der Erde.
105
Ii.
Die Gesteinshülle der Erde.
1. Die Bildung und Hie Glieder Her Erdrinde.
Bildung der festen Erdschale. Die Erde hat sich einst, als ein
großer Ball überhitzter Gase, gleich den übrigen Planeten von der
Sonnenmasse getrennt Allmählich strahlte die Hitze in den Erdraum aus.
Dadurch verdichtete und verkleinerte sich der Erdkörper noch
mehr. Der gasförmige Znstand seiner Stoffe ging dabei zuerst in einen
flüssigen und dieser später an der Oberfläche bei den meisten Stoffen
in einen festen über. Es bildete sich die Erdrinde, die anfangs sehr
dünn war und allmählich au Dicke zunahm. Um den Erdkörper schwebte
ein ungeheurer Dunstkreis, in welchem die jetzige Wafserhülle der
Erde aufgelöst war. Mit der weitern Erkaltung des Erdkörpers ging
auch ein immer größerer Teil des Wassers aus dem gasförmigen in den
flüffigen Zustand über. Es bildete den zunächst uoch heißen Urozean,
der die Erdrinde wahrscheinlich ziemlich gleichmäßig umgab.
Gesteinszerstörung und Landbildung. Auf der Oberfläche der
immer mehr zusammenschrumpfenden Erde waren allmählich die Höheu-
unterschiede immer größer geworden. Indem das Wasser sich in die
Tiefe zurückzog, gab es große Laudflächeu frei: es bildeten sich die großen
Ozeane und Erdteile. Schon in den seichten Buchten des Urozeans
hatte das Wasser gleich feine zerstörende Tätigkeit begonnen. Ans
dem Lande begauuen die Gewässer mit Hülse ihrer Gefällkraft
au der Umgestaltuug des Oberflächenbildes der Erde zu arbeiten, an der
Abtragung und Eiuebnnng der Erhebungen, an der Vertiefung der Täler,
zugleich aber auch au der Zuschüttung der seichten Meeresbecken. Eingeleitet
wurde dieses Werk der Zerstörung durch die uatürliche Verwitterung
des Gesteins. Riesenhafte Gebirge wurden wieder abgetragen, so daß
sie fast spurlos verschwunden sind. An beit Küsten aber nagte das stark
brandende Meer, das allmählich einen immer breiteren Landstreifen
wegriß. Dieser landzerstörenden Tätigkeit steht die landbaueude
Tätigkeit des Wassers gegenüber. Das zu Schlamm zerriebene
Gestein wurde schließlich am Fuße der Gebirge, au den Mündungen der
Ströme und auf dem Meeresboden abgelagert. Schicht folgte aus
Schicht. So entstanden im Laufe von Jahrtaufenden mächtige
Ablagerungen. Die fortwährenden langsamen Hebungen und Senkungen,
die auf der Erdoberfläche stattfanden, bewirkten ein stetes Schwanken
der Meeresgrenzen. So kam es, daß Gebiete, in denen das Meer
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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110
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Zerknitterung ihrer Hauptfalten soll aber als ein begleitender Vorgang zu gewaltigen
Schubbewegungen aufzufassen feilt.
Alter der Faltengebirge. Die meisten der heutigen Faltengebirge haben
ein verhältnismäßig junges Alter, so Alpen, Pyrenäen, Schweizer Jura, Appennin,
Atlas, Karpaten, Balkan, Kaukasus, die gewaltigen Gebirge Zentralasiens und auf
der Westseite Amerikas und die Australischen Alpen. Dagegen sind Ural und Alleg
hann-Gebirge (alligenni) alte Faltengebirge und daher viel stärker abgetragen.
c) Die vulkanische Tätigkeit.
§ 58. Verbreitung der Vulkane. In allen Bildungszeiten der Erde
haben vulkanische Ausbrüche stattgefunden. Granit und Syenit sind
alte Eruptivgesteine, Porphyr und Melaphyr solche einer spätern
Zeit, Trachyt und Basalt sehr junge vulkanische Gesteine. Die ganze
Urgesteinszone der Erde ist reich an vulkanischen Einbettungen, von denen
viele nach Zerstörung der obersten Erdschichten zum Vorschein gekommen
sind. Die vulkanischen Ereignisse begleiteten, wie die Verteilung der
früheren und jetzigen Vulkane erkennen läßt, die beiden Hanpt-
Vorgänge der Gebirgsbildnng, die Schollenbewegung und Faltuug. Die
Bruchliuieu der senkrechten Schollenbewegung sowie die Leitlinien der
Faltenbewegung wurden auch die vulkanischen Linien der Erde. Die
Vulkanberge (Titelbild) zeichnen sich gewöhnlich durch die Regelmäßigkeit
ihrer Form und ihre stattliche Höhe aus.
Verlauf der Vulkanausbrüche. Man nimmt an, daß die Vulkan-
Herde in der Erdkruste liegen. Der Beginn vulkanischer Tätig-
keit wird gewöhnlich durch Erdbeben schou eine Zeit vorher angezeigt.
Der Berg fängt an zu rauchen, ein
Zeichen, daß sich Öffnungen gebildet
haben. Die Erdbeben wiederholen
sich; stärkere und schwächere Stöße
folgen aufeinander. Plötzlich öffnet
sich der Berg iu einem breiten Spalt,
die Erde dröhnt, und aus der Öff-
9166.25. Bulkanberg. uuug schießt eiue gewaltige weiße
Walke, hauptsächlich aus Wasser-
4. Hohlraum oder ausgefüllt mit erkalteter Lava, hampf bestehend, empor. In der
5. Kraterspalt. <•
Höhe breitet sie sich aus, so einer
Pinie ähnelnd, mit der sie schon Plinins beim Ausbruch des Vesuv
i. I. 79 v. Chr. verglich. Mit den Dämpfen und Gasen werden Aschen-
teile und brennende Fetzen von Lava in allen möglichen Größen empor-
geschleudert, so daß sich die Wolke stellenweise schwarz färbt oder feurig
aufleuchtet. Die flüssige Lava nimmt beim Niederfallen eine rundliche
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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114
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Abb. 27. Talformen.
a) V-förmiges Tal, b) v-förmiges Tal,
c) Terrassental, d) Muldental.
gleichung der Gefällunterschiede. Ströme, die dies bald erreicht haben,
nennt man fertige, die anderen unfertige Ströme. Stromschnellen
und Wasserfälle bezeichnen die unfertigsten Stellen des Stromlaufes.
Jeder Wasserfall wandert rückwärts, der Niagara-Fall z. B. auf der
kanadischen Seite jährlich um 66 cm.
Die großartigsten Beispiele der Fluß-
ausuaguug sind die Durchbruchs-
täler und die Canons (kanjon)
oder Schluchtentäler. Durchbruchs-
täler sind häufig durch die Arbeit
rückwärtsschreitender Wasserfälle ent-
standen. Die Caüonbilduug setzt am
Steilrande des Tafellandes ein und
schreitet vou dort rückwärts vor.
Das großartigste Canontal ist das
des Colorado in Nordamerika, das
bis zu 2000 m tief ist. (Bilderanh.
19.) Talterrassen zeigen an, daß
nach Zeiten geringer Ausuaguugs-
tätigkeit solche schnellerer Vertiefung
des Tales folgten. Vermag der Fluß
durch sein starkes Gefälle mehr Erd-
stoffe fortzuführen, als ihm zugeführt
werden, so entsteht ein V-förmiges
Tal, überwiegt aber die Ablagerung,
so bildet sich das Muldental.
Zwischen beiden steht die durch
Gletscherausuaguug erbreiterte Ii-
Form. (Abb. 27.)
Uferbildung. Auf dem Unter-
laufe der Ströme hört zwar die Ver-
tiefung, nicht aber die Erbreiteruug
des Flußbettes auf. Jede Biegung
des Stromes regt ihn an, das äußere
Ufer anzugreifen, während die ruhige
Strömung am anderen Ufer eine
Ablagerung neuen Laudes gestattet. So bildet sich abwechselnd auf der
eiueu Seite eiu Steilufer, das immer mehr schwindet, und auf der
andern ein Flachufer (Abb. 28), das im steten Wachsen begriffen ist.
Drängen vorherrschende Winde die Flußströmnng fast stets nach der einen
Abb. 23. Seitenarbeit der Flüsse.
1. Steilufer, 2. Flachufer, 3. Stromstrich.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Die Gestemshülle der Erde.
115
Seite hin, so entsteht auf dieser ein Steil- oder Berg-, auf der andern
ein Flachufer, wie bei deu südrussischen Strömen.
Deltabildung. In großem Umfange findet die Bildung von
Neuland an der Mündung vieler Ströme statt. Ergießt sich der
Strom in ein seichtes Meer, so füllt er dasselbe in der Nähe der Küste
bald mit seinen Ablagerungen aus. Schlamminseln tauchen auf und
schließen sich zu einer Barre, durch die sich der zur Gabelung ge-
zwnngene Strom neue Mündungspässe brechen muß. So wächst eine
Landstrecke zwischen den Armen des Stromes ins Meer hinein, die den
Namen Delta führt.
c) Die Tätigkeit der Gletscher: Gletscherjchliss und
Gletschererosion.
Gletscherschliff, Tal-, Seen- und Fjordbildung. In Gebieten, § 61.
die vergletschert sind, tritt an die Stelle der Ausnagnngstätigkeit des
Wassers eine ähnliche Tätigkeit des Eises, die Gletschererosion. Fels-
flächen, über die das Gletschereis längere Zeit rutscht, werden ab-
geschliffen. (Bilderanh. 21 n. 22.) So entstehen die Rundhöcker mit
ihren kahlen Felsflächen. Im Eife eingeschlossene Felsstücke rufen auf
diesen die Eis- oder Glazialschrammen hervor. (Bilderanh. 21.) Die
Täler, denen die Gletscher folgen, müssen ausgefurcht und erbreitert
werden; V-förmige Täler werden hierbei in D-förmige verwandelt. In
früheren Vergletfchernngsgebieten blieben in den Vertiefungen des Bodens
vielfach Seen zurück. Da die Gletscher die Zuschüttung der Täler mit
Erdmassen verhüteten, zeigen die Flußtäler, die in der Eiszeit vergletschert
waren, sehr steile Gehänge, wie die Fjorde Norwegens. Diese waren
als Flußtäler schon vorgebildet und wurden durch die Gletscher erbreitert
und vor der Ausmündung übertieft, b. h. bis unter die Meereshöhe
ausgefurcht; die übertiefte Talstrecke füllte sich nach dem Wegtauen der
Gletscher mit Meerwasser. An Stellen, wo das Gletscherwasser aus senk-
rechter Höhe in die Spalten des Eises hinabfließt, läßt es auf dem Boden
Ansstrudelungslöcher, fog. Gletschertöpfe (Bilderanh. 21) entstehen.
Ablagerungen der Gletscher. Mehr noch als durch diese Tätig-
keit helfen die Gletscher durch die Ablagerungen der Ober- und der
Grundmoräne das Oberstächenbild der Erde umgestalten. Die Ober-
moräne bildet sich durch das Abstürzen von Felsblöcken von den Berg-
wänden. Wenn Verzweigungen eines Gletschers zusammentreffen, ver-
einigen sich die innern Seitenmoränen zu eiuer Mittelmoräne. Im
Gegensatz zur Obermoräne setzt sich die Grund moräne vorwiegend aus
Schlamm zusammen, zu dem der Felsschutt allmählich zerrieben wird,
8*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Die Wasser- und Lufthülle der Erde.
127
bb) Die Bewegungen des Meeres.
Arten der Bewegung Es gibt vier Arten der Bewegung des §
Meerwassers: 1. die allmähliche Meereszirkulation, 2. die Wellen-
beweguug, 3. die Meeresströmungen und 4. die Gezeiten-
bewegung.
Zirkulation. Eiue allmähliche Zirkulation des Meerwassers
ergibt sich aus den Temperaturunterschieden. Das kältere Wasser
sinkt langsam nach der Tiefe; ferner findet ein langsames Verschieben
desselben von den Polen nach dem Äqnator hin statt.
Wellenbewegung. Die Wellenbewegung des Meerwassers wird
entweder von oben durch den Wind oder von unten durch Seebeben
hervorgerufen. Ein Verfrachten, Fortwandern der Wasserteilchen findet
bei ihr nicht statt, da nicht die Wassermasse, sondern nur die Form
der Welle, also der Druck wandert. Die Wasserteilchen tanzen in der
Richtung des Windes auf und nieder, indem sie dabei eine kreis- oder
ellipsenförmige Bewegung ^_
Wellental. Der Höhenunterschied zwischen beiden wird Wellenhöhe,
der seitliche Abstand Wellenlänge genannt.
Die Wellenhöhe wird gewöhnlich sehr überschätzt. Auf leicht bewegtem Meere
beträgt sie nur 2—3 m; 8—9 m hohe Welleu sind schon Ausnahmen, und höhere
als von 15 m kommen wohl nicht vor. Die Wellenlänge wächst bis zu 350 m, die
Geschwindigkeit der Fortbewegung bis zu 24 m in der Sekunde. Große Wellen
können nur iu großen Meeren entstehen, abgesehen von den hohen Wellen, die sich
an der Küste bilde«. Besonders die Brandungswellen erreichen oft eine bedeu-
tende Höhe und machen manche Küsten unnahbar. Sie entstehen infolgö des Wider-
standes, den Klippen der Kreisbeivegnng der Wasserteilchen entgegensetzen. Die Fort-
Pflanzung der Wellenbewegung in eine windstille Gegend nennt man Dünung.
Nach unten ist die Wellenwirkung nur bis zur Tiefe von 200 m festgestellt worden.
@:n Seebeben, das durch ein Einsinken des Meeresbodens oder einen vulkanische»
Ausbruch hervorgerufen wird, hat große Wellen im Gefolge.
Meeresströmungen. Die Meeresströmungen führen im Gegen-
satze zur Wellenbewegung die Wasserteilchen dauernd von Ort zu Ort.
Die Fortführung von Treibholz nach fernen Küsten, Temperatur-
abweichungen benachbarter Meeresstellen und die Stromversetzung der
Schiffe beweisen dies. Die Schnelligkeit der Fortbewegung betrügt
bis zu 120, beim Golfstrom 70—80 Seemeilen in 24 Stunden. Man
unterscheidet warme und kalte Ströme, je nachdem ihre Temperatur
(Abb. 35) machen. Es bilden
sich, durch Druck und Gegen-
druck hervorgerufen, der
Wellenberg und das
Abb. 35. Kreisbewegung der Wasserteilchen
bei der Wellenbewegung.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Die Wasser- und Lufthülle der Erde.
129
beim Einlaufen in dieselben stark gestaut wird. In manchen Meeresteilen werden
durch Ebbe und Flut Strömungen hervorgerufen, wie der Malstrom bei den
Lofoten und die Charybdis und Scylla in der Meerenge von Messina. Von großer
Bedeutung ist der Wechsel von Ebbe und Flut für das Aus- und Einlaufen von
Schiffen. Ferner beeinflußt er die Marschbildung (f. § 62).
cc) Der Meeresboden.
Gestalt des Meeresbodens. Auch auf dem Meeresboden § 74.
kommen Erhebungen vor, die aber eiuförmig sind. Man unterscheidet
Plateaus, Rücken und Bänke. Letztere Bezeichnungen gebraucht man
für Erhöhungen, die nahe an die Oberfläche kommen. Meeresgebiete
von sehr geringer Tiefe werden Flachsee, alle Meeresgebiete, die tiefer
als 5000 m sind, Tiefsee genannt.
Ablagerungen. Die Ablagerungen auf dem Meeresboden sind
je nach der Tiefe des Meeres fehr verschieden. Der vom Festlande
stammende Flußschlamm gelangt nicht weit von der Küste, nur bis
zur Tiefe von etwa 200 m. Auf dieser Grenzlinie werden die Kalk-
und Kieselschalreste von kleinen Meerestierchen in dem Schlamm
vorherrschend. Die tiessteu Meeresstellen sind mit dem rötlichen, knet-
baren Tiefseeton bedeckt, der jedoch nur eine geringe Mächtigkeit hat.
2. Das Luftineer im allgemeinen.
Grenze des Luftmeeres. Während die festen Körper weder Form § 75.
noch Raum und die flüssigen wohl die Form, aber nicht die Raumgröße
ändern, ist die Luft ein Gas, dessen Teile sämtlich auseinanderstreben.
Ohne die Wirkung der Schwerkraft würden dieselben sich verflüchten.
Bis zu welcher Höhe sich das Luftmeer ausdehnt, kann wohl niemals
festgestellt werden. Aus dem Ausleuchten der Nordlichter hat man die
bedeutende Höhe von 500—600 km als seine obere Grenze bestimmt;
es fehlt aber der Beweis, daß diese Lichterscheinungen an das Vor-
handensein von Luft gebunden sind. Dagegen beweist das Aufleuchten
der Sternschnuppen 100—200 km über der Erde, daß das Luftmeer
bis über diese Höhe hinaus reicht. Die bedeutendste Höhe, die mit
einem bemannten Luftballon erreicht wurde, beträgt 9100 m, während
selbstaufzeichnende Ballons bis etwa 20000 m gestiegen sind. In dieser
Höhe betrug die Temperatur —70° C, und es herrschte völlige Trocken-
heil und gänzliche Ruhe der Luft.
Bestandteile und Eigenschaften der Lust. Die Luft besteht
aus verschiedenen Stoffen, die nicht verbunden, sondern nur gemengt
sind. Die Hauptbestandteile sind Stickstoff, auf den etwa 79%,
und Sauerstoff, auf den etwa 21 % entfallen. Von den übrigen
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausgabe C Iii. 9
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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130
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Beimengungen sind am wichtigsten die Kohlensäure, die aber nur
0,03—0,04% ausmacht, und der Wasserdampf. Die Luft kann um
so größere Feuchtigkeitsmeugeu aufnehmen, je wärmer sie ist. In den
Tropen steigt der Gehalt an Wafserdampf bis zu 3%. Der Luft ist
ferner Staub beigemengt. In 1 edm Luft hat man im Wohnzimmer-
nahe der Decke 5 Mill., dagegen auf den Berghöhen Schottlands nnr
1500 Staubteilchen gefunden. Die blaue Färbung, die das Luftmeer
dem Himmel gibt, rührt von den Wasserdampfbläschen her, welche die
blauen Strahlen des Sonnenlichts zurückwerfen. Die Schwere der
Luft kann leicht durch das Barometer ermittelt werden. Bei 0° C und
trockener Luft wiegt die Luftsäule soviel wie eine 76 ein hohe Queck-
silbersäule von gleichem Durchmesser.
3. Von der Verteilung Her Wärme.
Die Sonnenstrahlung. Seitdem die Erde ihre Eigenwärme
verloren hat, ist sie auf die Wärmequelle der Sonne angewiesen.
Ihre Erwärmung geschieht durch die Sonnenstrahlung, deren Wirkung
wegen derkugelgestalt
der Erde auf der Erd-
oberfläche sehr ver-
schieden ist. Je senk-
rechter die Sonnen-
strahlen auffallen, desto
stärker,je schräger, desto
schwächer ist die Er-
wärmung. Denn schräg
auffallende Sonnen-
strahlen müssen sich auf einen größeren Raum verteilen; auch haben
sie einen längeren Weg durch die Erdatmosphäre zurückzulegen.
(Abb. 37). Stände die Erdachse senkrecht, so würde der Äquator-
gürtet stets am stärksten erwärmt werden, und gleichmäßig würde
nach den Polen hin zu allen Zeiten des Jahres die Wärme abnehmen.
Die schräge Stellung der Erdachse, die um 2372° von der senk-
rechten abweicht, bewirkt aber, daß während der jährlichen Umkreisung
der Erde um die Sonne der Gürtel mit senkrechter, also stärkster
Bestrahlung vom Äquator nach N bis zum Wendekreise des Krebses
und nach 8 bis zum Wendekreise des Steinbocks wandert.
Jahreszeiten. Bei der Nordwanderung des senkrecht bestrahlten
Erdgürtels entsteht der Nord so mm er und der Südwinter, bei seiner
Südwanderung der Südsommer und der Nordwinter. Die Über-
Abb. 37.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
134
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
viel höherem Luftdruck bildet. Oft hunderte Kilometer weit ziehend,
lassen sie eine Bahn der Zerstörung hinter sich. In den chinesischen
Gewässern werden die Wirbelstürme Taifune, in Nordamerika Tor-
nados genannt. Sehr kleine Wirbelwinde rufen die Sand- und
Wasserhosen oder Tromben hervor.
Die großen Luftströmungen auf der Erde. Die großen Luft-
strömungen, die durch die ungleiche Erwärmung der Erdoberfläche hervor-
gerufen werden, lassen sich unterscheiden als Ln staust au sch zwischen den
Breiten- und Klimazonen der Erde, als Luftaustausch zwischen Land-
und Meergebieten und als Luftaustausch zwischen Höhen und Tiefen.
Passat- und Anti-Passatwinde. Der Luftaustausch zwischen
den einzelnen Breiten- und Klimazonen der Erde wird durch die
bedeutende Auflockerung der Luftmassen, die in den Äqnatorgegenden
von diesen nach dem Äquator. Demnach beständen auf jeder Erd-
Hälfte zwei große Windströmungen, eine, die in den obereren
Luftschichten vom Äquator zu den Polen, und eine andere, die
näher an der Erdoberfläche in umgekehrter Richtung hinstreicht.
Der zuerst genannte Luftstrom steigt aber infolge der Abkühlung,
die er in der Höhe erleidet, zum Teil schon unterwegs, etwa unter
dem 30. Parallel, , wieder zur Erde hinab, und dieser Teil nimmt
zusammen mit dem polarischen Luftstrome den Weg zum Äquator.
Dadurch entstehen in den Äquatorgegenden zwei Luftwirbel, der
eine südlich, der andere nördlich vom Äquator (s. Abb. 40). An diesem
selbst muß, da das Aufsteigen der Luft wenig zu merken ist, eine
windstille Zone, die sog. Kalmenzone (v. franz. calme —ruhig) entstehen.
Ähnliche Kalmenzonen liegen weiter nördlich und südlich, wo das
Hinabsteigen des einen Teiles des äquatorialen Luftstromes stattfindet;
man nennt sie die Kalmenzone der beiden Wendekreise. Zwischen
et, O.
Abb. 39. Luftwirbel, a) beim Zyklon, b) beim Aiitizyklon.
infolge starker
Erwärmung
stattfindet, her-
vorgerufen. Als
Ersatz für die
nach der Höhe
fliehende und
von dort nach
den Polen hin
abfließende Lnft
zieht kältere und
schwerere Luft
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